Erfahrungsbericht Waschen mit Kastanien
Bekannt ist, dass man mit Waschnüssen Wäsche waschen kann. Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber so findet es man tausendfach im Internet. Problem: Die Waschnüsse müssen dazu erst aufwendig von Indien nach Europa transportiert werden. Zudem sind durch die große Nachfrage die Preise in Indien enorm gestiegen, was die ärmere Bevölkerung belastet, welche mit diesen Nüssen Ihre Wäsche waschen.
Es soll aber eine kostengünstigere Alternative geben – nämlich die Rosskastanie.
Waschen mit Rosskastanien:
Kastanien kennt wohl jeder. Sie sind das Zeichen des Herbstes. Nach den ersten Herbststürmen liegen sie meist zu hunderten unter den großen Kastanienbäumen. Viele Kinder sammeln sie und bauen daraus lustige Figuren. Aber auch Erwachsene bücken sich oft danach und stecken eine davon in die Tasche, da die frische Kastanie ein schöner Handschmeichler ist. Leider schrumpelt sie später dann zusammen und sieht dann nicht mehr so schön aus. Ein wenig erhalten kann man die Schönheit, wenn man die Kastanie mit Lack überzieht und an der hellen Seite ein Loch hineinbohrt.
Rosskastanien enthalten Saponine. Das sind Wirkstoffe mit einer Waschwirkung, wie auch bei den Waschnüssen. Die Rosskastanie enthält davon eine ganze Reihe.
Sammeln der Rosskastanien:
Um an die Saponine zu kommen, muss man natürlich erst mal Rosskastanien sammeln. Diese sind gewöhnlich im September bis Oktober reif. Bitte nicht verwechseln mit der Esskastanie! Die Edelkastanie enthält keine Saponine und kann zum Waschen nicht verwendet werden. Die Früchte können anhand der stachligen Hülle leicht unterschieden werden. Esskastanien haben zahllose lange Stacheln wie beim Igel, welche kreuz und quer stehen und sehr piken. Rosskastanien hingegen besitzt mehr oder weniger Dornen, welche kaum in der Hand piken. Zudem ist die reife Schale eher grün und bei der Esskastanie braun.
Also die Rosskastanien in dieser Zeit sammeln. Am besten nach einem windigen Tag, da braucht man die Früchte einfach nur aufheben und in eine Tüte, Korb oder Eimer legen. Nur gute Früchte aufheben. Die Größe der Früchte spielt eigentlich keine Rolle. Wenn möglich, nicht gerade dort sammeln, wo die Hunde gewöhnlich hinmachen (meist unmittelbar im Stammbereich).
Verarbeitung der Rosskastanien:
Hat man eine ausreichende Menge Kastanien gesammelt (zum Ausprobieren reicht bereits eine Handvoll), dann sollte man sie zuerst in der Küchenspüle gut säubern. Meist haften Sand oder Blattreste dran, welche es gut zu entfernen gilt.
Nun die Kastanien in kleine Stücke zerteilen. Bei frischen Kastanien und kleineren Mengen wird dies gelingen. Mit welchem Messer, das musst Du mal ausprobieren. Ganz gut geht das große Chefmesser. Das hat oben einen breiten Rand, wo Du kräftig mit der Hand draufdrücken kannst. Die halbe Kastanie dann mit der glatten Seite nach unten legen.
Vorsicht: Am besten schnittfeste Handschuhe anziehen, denn die Schale der Kastanien ist sehr glatt.
Weitere Möglichkeiten der Zerkleinerung von Kastanien:
- Mit einem großen Vorschlaghammer draufhauen.
- Mit dem Auto darüber fahren. Vorher die Kastanien auf eine dicke Folie legen. Und der Untergrund muss natürlich hart sein.
- Zum Zerkleinern den Gartenhäcksler verwenden.
- Die Kastanien im Schraubstock zerquetschen.
- Eine starke Küchenmaschine (vorher grob zerkleinern)
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Soll weiße Wäsche gewaschen werden, dann ist es ratsam, die braune Schale vorher zu entfernen. Auch bei bunter Wäsche wäre es besser, da die Wäsche durch die Farbpigmente in der braunen Schale leicht dunkler werden kann.
Sind die Kastanien zerkleinert, dann in ein Glas füllen und Wasser aufgießen, bis die Kastanien bedeckt sind. Stehen lassen und gelegentlich schütteln. Wie lange die Kastanien im Glas bleiben müssen, hängt vom Zerkleinerungsgrad ab. Sind sie nur grob zerschnitten, sollten es schon 24 Stunden sein. Bei fein zermahlenen Kastanien sollten 2 bis 3 Stunden ausreichen. Man sieht es an der Färbung des Wassers, welches dann eine milchige Farbe (wie Waschlauge) annimmt.
Noch besser ist es, wenn man die Kastanien viel verkleinert. Dafür gibt es die verschiedene Möglichkeiten. Besitzt Du eine leistungsstarke Küchenmaschine, so kann man die grob zerteilten Kastanien dort hineinlegen und zerkleinern. Andere Möglichkeiten sind, mit einem großen Vorschlaghammer draufhauen, sie mit dem Auto überfahren, in den Schraubstock einspannen usw. Wichtig ist nur, dass sie beim Zerkleinerungsprozess nicht schmutzig oder ölig werden.
Nun die Kastanien durch ein feinporiges Sieb oder Tuch gießen und fertig ist das Biowaschmittel.
Anwendung der Rosskastanien zum Waschen:
Jetzt, wenn das Kastanienwaschmittel fertig ist, kann man mit der Wäsche beginnen. Am besten eine Handwäsche machen, z.B. die Sportbekleidung. Es gibt aber auch viele Nutzer, welche damit die Waschmaschine befüllen. Es gibt dort eine Kammer für Flüssigwaschmittel.
Bleiben wir aber bei der Handwäsche. Die Wäsche in eine Schüssel oder in das Waschbecken geben, warmes Wasser zulaufen lassen und dann das Kastanienwaschmittel hinzugeben. Die Wäsche gut durchkneten und dann eine Stunde einweichen lassen. Danach ablaufen lassen und mit viel klarem Wasser spülen und dann aufhängen und trocknen lassen.
Mein persönlicher Erfahrungsbericht und Testergebnis:
Also Kastanien sammeln sollte nicht schwer sein, da die Rosskastanie in Deutschland praktisch fast überall steht. Allerdings sind diese zunehmen durch die Miniermotte gefährdet. Man erkennt den Befall an den Blättern, welche dann bereits im Frühsommer Schäden aufweisen. Bei starkem Befall werden die Früchte dann auch kleiner. Wenn neue Bäume gepflanzt werden, verzichten daher viele Gemeinden neuerdings auf Kastanien. Aber noch sind genügend da.
Ansonsten nur schöne reife Früchte sammeln, wo auch noch nicht die Hunde rauf gepuscht haben. Kann man auch als Sammelspaß für die Kinder gestalten. Um für das gesamte Jahr einen Vorrat zu haben, müsste man dann schon bedeutend mehr als nur eine Handvoll sammeln. Ein Sack voll sollte es dann schon sein.
Das Zerschneiden geht bei frischen Kastanien relativ einfach. Will man weiße Wäsche waschen, sollte man die Schale abziehen. Dies geht bei frischen Kastanien recht schwer, bei trockenen Kastanien einfacher. Für das Zermahlen benötigt man schon eine leistungsstarke Küchenmaschine oder Pürierstab.
Die Ziehzeit der Kastanien im Wasser hängt vom Zerkleinerungsgrad der Kastanien ab. Bei grober Zerkleinerung sollten es schon 12 Stunden und bei Mehl etwa zwei Stunden sein. Man sieht ja, wenn die Flüssigkeit schön milchig ist. Haltbar ist der Kastanienextrakt etwa zwei Tage, im Kühlschrank länger. Immer den Geruch vorher prüfen und wenn es unangenehm riecht wegschütten.
Kastanien auf Vorrat: Ist eigentlich kein Problem. Du solltest dann aber darauf achten, dass die Kastanien oder das Kastanienmehl trocken gelagert wird. Auch ganze Kastanien neigen sehr schnell zur Schimmelbildung und Schimmelsporen möchtest Du ganz bestimmt nicht in der Wäsche haben. Um Kastanienmehl zu erzeugen, diese stark zerkleiner und breit gestreut auf Zeitungspapier am oder unter dem Heizkörper trocken und dann in Gläser oder sonstige luftdichte Behältnisse abfüllen.
Wer möchte, es gibt auch schon fertige Waschnüssezu kaufen. Der Spareffekt ist dann aber dahin.
Ich habe zu Testzwecken jeweils ein Wäschestück mit dem Kastanienwaschmittel und ein gleichwertiges mit nur reinem Wasser gewaschen.
Erstes Teststück
war ein in zwei Stücken zerschnittenes weißes Hemd, wo ich jedes Teilstück mit verschiedenen Flecken kontaminiert habe. Diese habe ich jeweils mit Kastanienwaschmittel und das andere mit normalen Wasser, ohne Zusätze, gewaschen. Beide Wäschestücke habe ich per Hand gewaschen.
Das Ergebnis ist recht ernüchternd. Es gibt keinen Vorteil bei der Wäsche mit Kastanienwaschmittel. Im Gegenteil - das mit Kastanien gewaschene ist grau geworden. Dies könnte man aber wahrscheinlich verzögern, wenn man vor dem Zerkleinern der Kastanien die braune Schale abmacht. Zudem sollte man keine weiße Wäsche damit waschen. Weicher war keines der beiden Wäschestücke.
Zweites Teststück
Zwei eine Woche lang getragene Socken. Eine gewaschen mit Kastanienwaschmittel und die andere mit normalem Wasser. Auch hier ein in etwa gleiches Ergebnis wie beim Test zuvor. Ich konnte keinerlei Unterschiede feststellen. Weder im Geruch, noch bezüglich des Weichegrades.
Mein Fazit zum Waschen mit Kastanien:
Mein gewonnenes Ergebnis bezüglich des Waschergebnisses mit Rosskastanien ist ernüchternd. Ich konnte keinen Unterschied feststellen, zwischen dem Waschen mit Kastanienlauge und dem Waschen mit reinem Wasser. Bei weißer Wäsche ist zudem ein Ergrauen der Wäsche festzustellen, wenn man nicht die Schalen der Kastanien vor dem Zerkleinern entfernt.
Es ist verständlich, wenn viele Nutzer nach ökologischen Alternativen zu den industriellen Waschmitteln suchen. Manche haben auch Allergien zu den Inhaltsstoffen und suchen deshalb andere Wege.
Leider ist die Wäsche mit Kastanien eher ungeeignet, da die Waschwirkung zu gering ist. Ökologisch gesehen sind übrigens die enthaltenen Saponine auch nicht so ohne. Die Saponine sind für Fische giftig. So hatte man mal lange nach der Ursache für das Fischsterben in einem Gewässer gesucht und schließlich herausgefunden, dass von Autos zerquetschte Kastanien die Ursache dafür waren. Diese wurden durch starke Regenfälle ins Gewässer gespült, wo dann die Saponine frei gesetzt wurden und zum Fischsterben führte. Dies war allerdings eine Ausnahmesituation und bei einer normalen Anwendung im Haushalt ist das nicht zu erwarten.
Neben der Mühe des Sammelns und Zerkleinerns der Kastanien konnte mich doch die sehr geringe Waschwirkung des Kastanienextraktes nicht überzeugen. Die Wirkung war im Prinzip gleich Null. Da kann man dann die Wäsche auch nur mit reinem Wasser waschen und hätte das gleich Ergebnis.
Mein Vorschlag für eine ökologische Wäsche:
Mein Vorschlag für eine ökologische Wäsche wäre die schön seit tausenden Jahren (Summerer) bekannte Schmierseife. Mit dieser Seife kann man nicht nur Wäsche waschen, sondern gleichzeitig auch eine ganze Reihe anderer Aufgaben im Haushalt lösen (Fußböden, Fliesen, Gartenmöbel, Teppiche reinigen, Blattläuse vernichten usw.).
Schmierseife ist vollständig biologisch abbaubar und wird aus minderwertigen pflanzlichen oder tierischen Fetten unter Verwendung von Kalilauge hersgestellt.
Kaufmöglichkeiten bei Amazon:
Ich persönlich verwende gerne die Schmierseife Gold von Linda. Kenne ich noch von DDR-Zeiten her.
Vielen Dank für die Bewertung dieses Beitrags.
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- Geschrieben von Gero Kurtz
- Hauptkategorie: Erfahrungsberichte
- Kategorie: Haushalt und Heimwerken
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