Stippiger Apfel

Wohl jedem ist es schon mal aufgefallen – entweder bei den Äpfeln aus dem eigenen Garten oder bei gekauften Früchten. Von außen sieht der Apfel oft verführerisch gut aus, jedoch nach dem Schälen bzw. dem Durchschneiden offenbaren sich überall mehr oder weniger kleine braune Punkte. Da bekommt man erst mal einen Schreck und denkt, ob der schon faulig ist? Oder sind es gar kleine Maden und Würmer, welche die braunen Punkte verursachen? Vielleicht eine schreckliche Krankheit, welche dann auch den Menschen befällt? Weder noch, denn es ist die Stippe. Was ist das und was kann man dagegen tun, wenn diese im eigenen Garten auftritt?

Schadbild der Stippe an Äpfeln:

Der Apfel kann von Außen perfekt aussehen, aber nach dem Schälen zeigen sich kleine oder größere braune Punkte im Fruchtfleisch. Verstärkt am Rand, aber auch zur Mitte hin. Sehen ein wenig aus wie Sommersprossen. Es ist aber auch möglich, dass man schon von außen auf der Schale leicht eingesunkene grünliche oder braune Flecken erkennen kann. Der Geschmack an diesen Stellen ist leicht bitter. 

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Wodurch wird die Stippe verursacht?

Die Stippe ist eine Mangelerscheinung, also keine Krankheit und keine durch Schädlinge oder Pilze verursachte Erkrankung. Sie tritt vorwiegend bei Äpfeln mit besonders großen Früchten auf. Bestimmte Sorten sind besonders anfällig für die Stippe. Bei mir im Garten ist das hauptsächlich der "Rote Boskoop" und der "Ontario". Anfällig dafür sind auch die Sorten Jonagold, James Grieve, Gravensteiner, Cox Orange und die Goldparmäne.

Die direkte Ursache liegt am Calciummangel. Dieses fehlt einfach in den betreffenden Früchten. Soweit ist das also erst mal einfach. Nun kommt aber das Problem, warum das Calcium in den Früchten fehlt und damit wird die Sache kompliziert. 

Manch ein Gärtner greift jetzt schnell zum Calciumdünger für den Boden und ... Nichts ändert sich. Ist z. B. zu viel Stickstoff im Boden (weil stark gedüngt) so wachsen die Äste und Blätter sehr schnell. Das im Boden vorhandene Calcium wird dafür verbraucht und es ist nichts mehr für die armen Früchte übrig. 

Aber auch der zu starke Rückschnitt der Baumkrone kann bei einigen Apfelsorten zu einem starken Wildwuchs der Äste führen, der wiederum das Calcium verbraucht. 

Starke Schwankungen des Wasserhaushaltes (extreme Trockenheit, extreme Nässe) können ebenfalls zur Stippe führen. Gegen zu viel Regen können Sie nichts tun, jedoch bei Trockenheit regelmäßig (aber nicht zu viel) gießen. Dabei aber auch wieder beachten, dass wenn viel gegossen wird, die Nährstoffe aus dem Boden geschwemmt werden können. Insbesondere, wenn es sich um Sandboden handelt. 

Seien Sie insgesamt sehr vorsichtig mit Mineraldüngern! Auch ein Zuviel von Kalium und Magnesium im Boden können die Stippe fördern. Wenn düngen, dann besser mit organischen Düngern wie Pferdemist oder Kuhdung. 

Bei längerer Lagerung der Äpfel kann sich das Problem der Stippe verstärken.

Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass die Stippe durch einen zu geringen Transpirationssog hervorgerufen werden kann. Transpiration ist die Verdunstung. Wasser verdunstet über die Blätter und Früchte. Dadurch entsteht in den Leitungsbahnen des Baumes ein Sog, welcher neues Wasser mit den entsprechenden Nährstoffen zu den Blättern und Äpfeln bringt. Nach einiger Zeit, wenn der Apfel eine bestimmte Größe erreicht hat, kommt dieser Transpirationssog zum Erliegen. Der Sog wird auch geringer bei großer Hitze oder hoher Luftfeuchtigkeit, da sich die Spaltöffnungen der Blätter schließen. Der Apfel erhält nur noch Nährstoffe über den Phloemtransport. Dieser leitet aber kein Calcium weiter. Ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht genügend Calcium in den Früchten eingelagert, steigt die Neigung zur Stippigkeit stark an. 

Auch wenn das Angebot an Magnesium und Kalium im Boden sehr hoch ist, kann dies Stippe verursachen. Diese beiden Nährstoffe werden nämlich bevorzugt vom Baum aufgenommen, zum Nachteil des Calciums im Boden. 

Ich habe einen stippigen Apfel gegessen, muss ich nun sterben?

Nun ja... falls Sie sich nicht gerade daran verschluckt haben und keine Luft mehr bekommen, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ihr normales Sterbedatum wird auch vom Genuss stippiger Äpfel eher positiv beeinflusst (Äpfel sind gesund). Sie und die Kinder können die Äpfel ohne Sorgen essen oder zu Kompott bzw. Apfelmus verarbeiten. Die Schale mit Stippe würde ich empfehlen abzuschälen. Ist der Apfel extrem befallen, dann allerdings ist es besser, ihn zur Biotonne zu bringen bzw. im Winter den Vögeln als Nahrung hinzulegen. Bei starker Stippe ändert sich der Geschmack und der Apfel kann bitter schmecken. Dann ist er für den menschlichen Verzehr nicht mehr zu gebrauchen. Die Vögel im Winter freuen sich aber sehr darüber. Sobald die Temperaturen draußen unter null Grad absinken, kann man beobachten, wie die Vögel sich über den Apfel hermachen. Er ist dann für diese eine wichtige Energiequelle und ermöglicht ein besseres Überleben im Winter. Insbesondere überwinternde Amseln und Stare mögen im Winter Äpfel gerne fressen. Überhaupt sollte man immer dafür ein paar Äpfel am Baum im Winter als Vogelnahrung hängen lassen. 

Was kann man gegen stippige Äpfel tun?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen sollten Sie darauf achten, dass der Obstbaum ganzjährig eine ausreichende Wasser- und Nährstoffzufuhr hat. Bei Trockenheit sollte gegossen werden, damit die Nährstoffzufuhr nicht unterbrochen wird. 

Haben Sie in den Jahren davor viel mit Stickstoff bzw. Magnesium und Kalium gedüngt, sollten Sie diese Dünger erstmal weglassen. Verwenden Sie am besten einen Calciumdünger, der über das Blattwerk aufgebracht wird (Spritzmittel, siehe weiter unten). So kommt das Calcium direkt zu den Früchten. 

Falls Sie doch düngen möchten, verwenden Sie organische Dünger wie Pferde oder Kuhmist (beim Bauern meist kostenlos oder günstig abzugeben). Kann man auch als Granulat kaufen (siehe weiter unten).

Eventuell den Boden unter dem Apfelbaum auf Nährstoffe und Calcium untersuchen lassen. 

Achten Sie auf eine ausgeglichene Kronenform der Bäume und vermeiden Sie Wildwuchs. Bei starkem Wachstum geht das Calcium in die Blätter und Äste und für die Äpfel bleibt nicht genug übrig. Also Stickstoffdünger vermeiden, denn diese fördern den Wuchs. Beim Schneiden vorsichtig sein, gerade ältere Bäume reagieren auf einen zu radikalen Schnitt mit extremem Wildwuchs. Schneiden Sie besser im Sommer (auch wenn dadurch einige Früchte verloren gehen) und nicht zu stark. Machen Sie sich mit entsprechender Fachliteratur schlau, wie Obstbäume korrekt geschnitten werden müssen.

Wichtig: Machen Sie Gründüngungen mit calciumhaltigen Präparaten (siehe unten). Am besten im Juni alle 10 Tage, insgesamt viermal. 

Versuchen Sie die Äpfel zeitnah zu essen bzw. zu verarbeiten, da längere Lagerzeit die Stippigkeit erhöht.

Und zu guter Letzt, wenn Sie ohnehin neu pflanzen wollten, nehmen Sie Apfelsorten, welche nicht für die Stippe anfällig sind:

Das sind nach der "Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau die folgenden Sorten: Zitat "z.B. 'Rubinette', 'Jonathan', 'Piros', 'Rebella', 'Florina', 'Resi', 'Retina', 'Topaz, 'Ariwa'"

In manchen Ländern (in Deutschland verboten) werden Äpfel vor der Lagerung für 36 Stunden in ein Calciumbad getaucht. Ob dadurch schon vorhandene Stippe beseitigt wird, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall soll es wohl einer Verschlimmerung des Problems durch Lagerung vorbeugen.

Sie können Folgendes gegen Stippe (bei Amazon) kaufen:

Sie können gleich, wenn Sie einen neuen Apfelbaum anpflanzen, eine Sorte wählen, welche nicht anfällig gegen die Stippe ist. Leider ist gerade der bekannte und beliebte Boskoop besonders anfällig dagegen?

Anfällige Sorten sind: Rote Boskoop", "Ontario", "Jonagold", "James Grieve", "Gravensteiner", "Cox Orange" und die "Goldparmäne".

Versuchen Sie es doch mal mit einer der folgenden Apfel-Sorten. Dies sind zumeist Neuzüchtungen, wo die Stippe nicht auftreten sollte.

Bei schon vorhandenen Apfelbäumen kann eine Düngung, vordergründig eine Gründüngung, hilfreich sein. Die Spritzbrühe wird dabei entsprechend der Anleitung (meist ab Juni) direkt auf die Blätter des Apfelbaumes gespritzt. 

Auch mit normalen biologischen Düngern können Sie es mal versuchen.

Sehr wichtig ist bei Apfelbäumen der korrekte Schnitt. Dieser sollte nicht zu stark ausfallen. Gerade ältere Apfelbäume reagieren auf einen zu starken Rückschnitt mit einem schnellen Wachstum - es bilden sich Wasserreiser, welche bei feuchter Witterung sehr lang sein können und das Calcium verbrauchen, was eigentlich für die Früchte bestimmt war. Informieren Sie sich in der Fachliteratur über den richtigen Schnitt. 

Gerade bei starkwüchsigen Apfelbäumen empfiehlt sich der sogenannte Sommerschnitt. Normalerweise werden die Bäume ja im Herbst oder Winter bzw. zeitigem Frühjahr an frostfreien Tagen geschnitten. Man kann die Apfelbäume aber auch im Sommer schneiden. Dabei gehen zwar der eine oder andere Apfel verloren, das schadet jedoch nicht. Man verhindert mit dem Sommerschnitt den zu starken Austrieb neuer Äste, da der Baum im Sommer recht belastet ist und daher nicht die Kraft hat wie im Frühjahr.  

 

Verwenden Sie für den Obstbaumschnitt nur gute Qualitätswerkzeuge, welche einen sauberen Schnitt garantieren. Diese sind zwar teuer, man hat sie aber in der Regel auch ein ganzes Leben lang. Preiswerte Werkzeuge werden schnell stumpf und die Äste werden mehr abgequetscht als sauber geschnitten. Die Quetschung bietet dann Pilzen und Schädlingen eine Angriffsfläche. 

  

Quellen für zusätzliche Informationen zur Stippe:

Hier eine Auflistung von externen Quellen, welche sich ebenfalls mit der Sippe auseinandersetzen und deren Erkenntnisse, welche ich auch teilweise in meinen Beitrag habe einfließen lassen:

Wikipedia - Stippe (Apfel)

Hohes Krankheitsrisiko bei geringem Calciumangebot

Stippe – eine Mangelerscheinung beim Apfel 

Stippigkeit (Stippe) beim Apfel 

Rechtzeitig Maßnahmen gegen Stippe einleiten

Stippe an Apfel 

 

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